Friday, January 28, 2011

Von Anfang an dabei - Deutsche in Südafrika

Der Einfluss der Deutschen bei der Besiedelung Südafrikas wird oft unterschätzt. Das liegt vor allem daran, dass Deutsche, wenn sie für die Holländer arbeiten wollten, deren Sprache sprechen mussten. Am Kap angekommen, waren sie damit „ Holländer“. Deutsche waren bereits auf dem ersten Schiff, mit dem Jan van Riebeeck 1652 in der Tafelbucht einlief.

Historische Mannschaftslisten zeigen, dass 40% der Weißen am Kap Deutsche waren, die erst Holländisch, später die neue Kap-Sprache Afrikaans sprachen.

Jan van Riebeek
Fast jedes Schiff aus Holland brachten in der Folgezeit Deutsche ans Kap. Im 17.und 18.Jh. landeten etwa 4000 deutsche Familien in Südafrika. Sie wurden damit zu Stammvätern vieler Südafrikaner. Da es kaum deutsche Frauen gab, heirateten sie aus Holland geholte Waisen, Französinnen (die Töchter geflohener Hugenotten) und farbige Sklavinnen aus Asien und Afrika.
Entgegen mancher geschichtlicher Quellen waren die Deutschen, die oft als Söldner ins Land geholt wurden, nicht allesamt ungebildete Banausen. Die Heuerlisten der Mannschaftsgesellschaft nennen Pfarrer- und Beamtensöhne, Adelige und Kaufleute sowie Akademiker – darunter Mathematiker, Landvermesser, Geographen und Botaniker -, die sämtlich dem Elend in Deutschland nach dem verheerenden Dreißigjährigen Krieg entfliehen wollten.

Die ersten südafrikanischen Forschungsberichte, egal aus welchen Wissenschaftsgebiet, stammen vorwiegend von Deutschen, die immer wieder Exkursionen ins unbekannte Landesinnere unternahmen. Das erste Wörterbuch der Khoi- Sprache verfasste der aus dem Hannoverschen stammende Sprachforscher Georg Friedrich Wrede.


Auch bei den Anfängen des Weinbaus am Kap waren Deutsche nicht unmaßgeblich beteiligt. Beispielsweise Henning Hüsing, einer von fünf anderen Bauern der, nach dem er als armer VOC-Soldat arbeitet hatte, begann Vieh zu züchten. Schon wenige Jahre später war er durch seine Fleischlieferungen an die VOC zu einem der reichsten Männer Südafrikas geworden. Daraufhin baute er Landgüter und Häuser, legte im großen Stil Getreidefelder an und soll über 100 000 Rebstöcke dort angepflanzt haben.

Viele der erfolgreichen Weinbauern ließen ihre Häuser von Deutschen bauen bzw. ausbauen: von Anton Anreih, 1777 aus Freiburg im Breisgau eingewandert, stammen die schönsten Giebel und Bildhauereien am Kap. Berühmt sind vor allem sein Giebel mit Relief am Kellereigebäude von Costantia und die Kanzel-Löwen in der lutherischen Kirche Kapstadts.



Der deutsche Einfluss konnte sich bis in die Gegenwart erhalten. Die Bundesrepublik ist einer der wichtigsten Handelspartner Südafrikas. Mercedes, BMW und VW, die alle in Südafrika produziert werden, gehören zu den beliebtesten Autos im Land, und bis heute sorgen Metzger, Bäcker und Bierbrauer deutscher Herkunft für ordentliches Brot, delikate Wurst-und Fleischspezialitäten und nach den Reinheitsgebot gebrautes Bier, was nicht zuletzt unter Entzugserscheinungen leidenden Touristen zu schätzen wissen.
Quelle: DuMont Reiseverlag,Ostfindern,2.,aktualisierte Auflage 2008, seite 40-41

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