Thursday, April 7, 2011

Drahtseilakt zwischen Baumkronen

(...) Mit Fernglas und Häkchen-Liste die "Big Five" suchen? Langweilig. Eine Safaritour im vergitterten Jeep? Macht doch jeder. Wer in Südafrika wirklich was erleben will, lernt Bungee-Springen, Surfen und Elefantenreiten - Todesangst inklusive. So ähnlich muss sich Tolkien seine Hobbits vorgestellt haben, als sie Baumbart, der Baumriese, über Mittelerde getragen hat. Wir drängen uns in Gurten und behelmt auf einer Plattform zusammen. Auch dieser Baum trägt einen Bart aus Moos, ein Zeichen, dass die Luft sehr sauber ist. Das gefällt auch einer Würgefeige, sie hat sich einfach aufgepflanzt. Manche von uns geben sich lockerer, andere klammern sich am Yellowwood-Baum fest, der eine der Achsen des Drahtseilnetzes aufrechterhält. Mittendrin sitzen wir, wie die Spinnen, bereit für die "Canopy Tree Tour" im Tsitsikamma-Nationalpark.
Grün oben, unten, vorne. Meine linke Hand greift Bandschlinge und Karabiner über meinem Kopf, die andere mit dem derben Handschuh liegt auf dem Seil: Der ist meine Bremse auf dem 100-Meter-Rutsch durch das blättersaftige Mittelgeschoss des Waldes. Die 30 Meter unter mir verschwinden im Dickicht.
Lange Monate wurde getüftelt, bis die Bäume ausgesucht waren, die zum Naturlehrpfad passen und die richtige Höhe haben. Dann wurden die Plattformen angebracht. Alles baumschonend mit viel Puffermaterial. Szenerie und Vogelwelt sollen spektakulär sein, aber Zeit zum Gucken bleibt kaum. Wer gucken will, muss bremsen. Wer eine Superlativen-Safari macht, der will nicht bremsen.



Wenn es zu schnell wird, winkt der Guide auf der Plattform hektisch und zieht am Notfallseil. Es ist viel zu schnell vorbei. Die fröhlichen Guides, zwei junge Burschen aus der Gegend, scheinen eine Entertainer-Schule besucht zu haben.


"Wir sind keine reiche Firma, wir investieren in die Leute", sagt die Chefin von Stormsriver Adventures. Die betreibt hier einen nachhaltigen Tourismus: Ein Teil der Einnahmen werde in Programme wie HIV-Aufklärung gesteckt, vor allem aber werden Arbeitsplätze geschaffen. "Wir fördern Mini-Subunternehmen, einige Leute hier braten Burger, ein Mann laminiert die Urkunden." Ich erhalte die meine mit einem eisernen Handschlag des Guides. Geschafft: Das Zertifikat weist mich als echte Äffin aus. (...)



Quelle: Lesen Sie den kompletten Artikel auf SPIEGEL ONLINE


Südafrika-Fünfkampf; Adrenalinkick in der Wildnis, Von Agnes Fazekas


URL: http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,751509,00.html


25. März 2011, 06:30 Uhr

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