Die Walhaie schwimmen sehr langsam. Wilfried Meyer überholt eines der Tiere, um ein Foto vom weit geöffneten Maul zu schießen. Gerade ein halber Meter trennt die beiden voneinander. Gleichgültig beobachtet ihn der Hai mit seinen winzig kleinen Augen. "Das Gefühl, neben dem größten Fisch der Welt zu schwimmen, ist einfach unbeschreiblich", sagt der Sporttaucher aus der Nähe von Oldenburg. Fast zehn Meter lang und bis zu zwölf Tonnen schwer sind die Walhaie.
Doch sie bewegen sich mit einer Leichtigkeit und Eleganz, die fast genauso imponiert wie ihre Größe. Die Begegnung mit einem Walhai ist ein Höhepunkt für jeden Taucher. Dabei muss man nicht einmal tauchen können. Am besten sieht man sie beim Schnorcheln an der Wasseroberfläche. Doch nur selten bekommt man diese Riesen der Meere vor die Maske. Mosambik ist einer der wenige Tauchplätze auf der Welt, die fast eine "Walhai-Garantie" bieten. Das bestätigt auch Tauchlehrer Xandrey: "Ich hatte noch keinen einzigen Tauchgast, der nach Hause zurückgefahren ist, ohne einen Walhai gesehen zu haben." Das ganze Jahr über sind die Großfische hier anzutreffen. Zwischen Oktober und April soll die Wahrscheinlichkeit, sie zu sehen, bei mehr als 90 Prozent liegen.Der Grund ist, dass das klare Wasser des Indischen Ozeans hier in der Straße von Mosambik zwischen Madagaskar und der afrikanischen Südostküste besonders reich an Nahrung für die Riesen ist. Vor allem die Riffe vor den kleinen Küstendörfern Tofo und Barra im Süden des Landes werden von fast allen Taucherzeitschriften als der weltweit beste Tauchplatz geführt, um nicht nur Walhaie, sondern auch Mantas zu sehen. Einheimische nennen den Küstenstreifen "Manta Coast". Die Erwartungen sind also hoch, und sie werden erfüllt: Wie Gespenster schweben neun riesige Mantas in 30 Meter Tiefe am Riff von "Giants Castle" über die Taucher hinweg. Für einen Augenblick verdecken sie die Sonnenstrahlen, es wird dunkel in der Tiefe. Die Rochenart kann eine Spannweite von sieben Metern und ein Gewicht von bis zu zwei Tonnen erreichen. An einigen der zahlreichen Putzerstationen wie dem weltberühmten "Manta Reef" kann man zehn und mehr dieser friedlichen Teufelsrochen gleichzeitig sehen, wie sie sich von Putzerfischen säubern lassen. Ein unvergessliches Erlebnis.Beeindruckender ist nur noch die Begegnung mit den größten Meeresbewohnern, die hier vor der Küste Mosambiks anzutreffen sind - Buckelwale. Vor allem zwischen Juli und Oktober kommen sie zum Kalben in die Region. Zwar ist Tauchen oder Schnorcheln mit den scheuen Riesen nicht erlaubt. "Sie sind aber aus nächster Nähe auch sehr gut vom Boot und sogar vom Strand aus zu beobachten", erklärt Bettina Schäflein vom Tauchzentrum Barra Reef Divers. Oftmals sitze sie abends auf der Terrasse ihres Strandhäuschens aus Holz, das zwischen Kokospalmen im puderweißen Sand steht, und höre den Walgesängen zu. Die bis zu 18 Meter langen und 30 Tonnen schweren Buckelwale sind bekannt für ihre Lebhaftigkeit und vor allem für ihre lauten Gesänge. "Manchmal sieht man sogar von hier aus, wie sie hoch in die Luft springen", sagt die Frankfurterin, die vor einem Jahr ihren Job bei der Post hingeschmissen hat, "um in diesem Paradies zu leben".Kaum ein Tauchrevier bietet eine solche Vielfalt von Großfischen wie Mosambik. Neben Walhaien, Buckelwalen, Teufels- und Adlerrochen, Delfinen und Schildkröten tummeln sich hier auch riesige Zackenbarsche, Barrakudas sowie Weißspitzen-, Bullen- und Leopardenhaie. Das Tauchrevier bei Ponta do Ouro im Süden des Landes lässt Taucherherzen ebenfalls schneller schlagen. Am "Deep Sea Pinnacle Ponta" wurden so viele Haiarten wie an kaum einem anderen Ort auf der Welt gezählt. Hier schwimmt vom Bullen- über den Tiger- und Hammer- bis zum Weißen Hai so ziemlich alles um die riesigen Thunfischschwärme her, was kräftige Kiefer und spitze Zähne hat. Mosambiks Unterwasserwelt ist noch intakt, Massentauchen gibt es hier nicht. Zwar lockt die 2700 Kilometer lange Küste am Indischen Ozean mit weißen, einsamen Stränden und bunten Korallenriffen von Jahr zu Jahr mehr Besucher an. Doch der Tourismus in Mosambik kommt erst langsam in Schwung. (...)
Informationen: Mosambik liegt im Südosten Afrikas am Indischen Ozean. Tofo liegt rund 400 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Maputo.
Informationen: Mosambik liegt im Südosten Afrikas am Indischen Ozean. Tofo liegt rund 400 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Maputo.
Anreise: Lufthansa und South African Airways bieten Direktflüge nach Johannesburg. Air France fliegt via Paris, KLM via Amsterdam. Von Johannesburg geht es mit der mosambikanischen Airline LAM ins eineinhalb Stunden entfernte Inhambane. Für die Einreise wird ein Visum benötigt. Mehr Infos unter www.embassy-of-mozambique.de.
Landessprache: In Mosambik wird Portugiesisch gesprochen. Viele Tauchschulen werden aber von englischsprachigen Südafrikanern geführt. In Tofo gibt es zahlreiche, aber bescheidene Pensionen und Hotels. In Barra findet man auch Drei- und Vier-Sterne Hotels am Strand. (...)
Tauchen: Ungefähr 20 Tauchplätze werden von Tofo und Barra aus mit Schnellbooten angesteuert. Das Tauchen ist aufgrund von Strömungen anspruchsvoll. Beste Reisezeit für Manta- und Walhaibeobachtungen ist von Oktober bis April (...)
No comments:
Post a Comment